Am 17. April 2025 feierte die Österreichische Volkspartei (ÖVP) ihr 80-jähriges Bestehen – mit einer großen Veranstaltung in Wien. Die Gründung der Partei erfolgte noch mitten im Zweiten Weltkrieg, am 17. April 1945. Beim Festakt am historischen Gründungsort betonten führende Parteimitglieder, wie wichtig Stabilität, Erfahrung und Kooperation für die Zukunft des Landes sind. Auch das aktuelle Regierungsbündnis mit SPÖ und NEOS wurde dabei gelobt – selbst von einem politischen Urgestein.
Die Gründung in schwieriger Zeit
Die ÖVP wurde wenige Wochen vor Kriegsende gegründet. Sie trat damals die Nachfolge der Christlichsozialen Partei an, die in der Ersten Republik gemeinsam mit den Sozialdemokraten das politische Geschehen bestimmte. Nach Jahren autoritärer Herrschaft wurde Leopold Kunschak erster Obmann. Kurz darauf rückte Leopold Figl ins Zentrum und wurde zu einer prägenden Figur der Nachkriegszeit.
„Man wollte den politischen Katholizismus hinter sich lassen“
Der ehemalige Nationalratspräsident und ÖVP-Klubobmann Andreas Khol erklärte beim Festakt: „Die ÖVP verstand sich von Anfang an als bürgerliche Sammelbewegung.“ Man habe bewusst auf ein antiklerikales Profil gesetzt, um mit der alten politischen Ordnung zu brechen. Das Ziel: ein modernes Österreich, in dem Konflikte demokratisch und nicht mit Gewalt gelöst werden.
Lernprozesse aus der Geschichte
In der Zwischenkriegszeit kam es in Österreich immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen. Khol betont: „Man hat daraus gelernt. Heute geht es um Zusammenarbeit, nicht ums Schädel-Einschlagen.“ Der Festakt zeigte deutlich, dass die Parteigeschichte nicht nur Erinnerung, sondern auch Auftrag für die Zukunft ist.
Die großen Namen der ÖVP-Geschichte
Khol nannte die aus seiner Sicht wichtigsten ÖVP-Politiker der Zweiten Republik:
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Leopold Figl, der trotz sowjetischer Besatzung freie Wahlen ermöglichte.
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Julius Raab, der 1955 den Staatsvertrag verhandelte.
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Josef Klaus, der eine Annäherung an die Europäische Union einleitete.
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Alois Mock und Wolfgang Schüssel, die den EU-Beitritt Österreichs umsetzten.
Khol selbst war 2000 Mitgestalter der ersten schwarz-blauen Koalition unter Schüssel.
Die aktuelle Lage: Trotz Gegenwind stabil
Trotz vieler Krisen in den letzten Jahren sieht Khol die ÖVP weiterhin als stabile Kraft. „Die Partei ist das am stärksten organisierte Netzwerk des Landes“, sagte er. Selbst unter schwierigen Bedingungen habe man sich bei Wahlen gut behauptet. Besonders lobte er Bundeskanzler Christian Stocker: „Ein uneitler, gescheiter Pragmatiker mit Handschlagqualität.“
Überraschende Lobesworte für die SPÖ
Überraschend äußerte sich Khol auch zur derzeitigen Koalition mit SPÖ und NEOS: „Ich hatte anfangs Bedenken – vor allem wegen Finanzminister Marterbauer oder Parteichef Babler. Aber das funktioniert sehr gut.“ Eine Zusammenarbeit über die gesamte Legislaturperiode hält er für möglich.
Damit zeigt sich, dass auch langjährige Parteigrößen die aktuelle politische Richtung mittragen – trotz früherer Differenzen.
Die Feier zum 80-jährigen Bestehen der ÖVP war mehr als ein Rückblick. Sie war auch ein Zeichen dafür, dass Zusammenarbeit zwischen ehemals verfeindeten Lagern möglich ist. Mit einem gefestigten Kanzler, funktionierender Regierungsarbeit und einem stabilen Netzwerk blickt die Volkspartei optimistisch in die Zukunft.