Lee Jae Myung, Oppositionsführer in Südkorea, hat am Donnerstag seine Kandidatur für die Präsidentschaft angekündigt. In einem Video versprach er, gegen soziale Ungleichheit vorzugehen und wirtschaftliches Wachstum durch Investitionen in Technologie und Bildung zu fördern. Lee will einen pragmatischen außenpolitischen Kurs verfolgen und die Zusammenarbeit mit den USA und Japan fortsetzen. Die Wahl findet vor dem Hintergrund politischer Spannungen statt, nachdem Ex-Präsident Yoon Suk Yeol des Amtes enthoben wurde. Auch Lee steht wegen verschiedener Vorwürfe unter juristischer Beobachtung.
Fokus auf soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftswachstum
In seiner Ansprache nannte Lee die zunehmende wirtschaftliche Spaltung als zentrales Problem Südkoreas. „Ich möchte eine Gesellschaft schaffen, in der Herkunft nicht über das Leben entscheidet“, sagte der 61-Jährige. Er versprach, soziale Gerechtigkeit zu stärken und gleiche Chancen für alle zu schaffen.
Ein Schwerpunkt seines Programms liegt auf Investitionen in die Zukunft. Lee kündigte an, in neue Technologien sowie die Ausbildung junger Talente zu investieren. „Südkorea muss in Bildung und Innovation führen, um auf globaler Ebene zu bestehen“, so Lee.
Pragmatische Außenpolitik mit klarem Fokus
Auch außenpolitisch positionierte sich der Oppositionsführer deutlich. Er betonte, dass das Bündnis mit den USA für Südkorea essenziell bleibe. Zugleich wolle er die Zusammenarbeit mit Japan intensivieren. Dabei stellte er klar: „Das nationale Interesse Südkoreas steht an erster Stelle.“
Lee spricht damit vor allem moderate Wähler an, die Stabilität und Kontinuität in der Außenpolitik erwarten. Er will diplomatische Spannungen abbauen und auf ein starkes Asien-Pazifik-Bündnis setzen.
Rückblick auf eine knappe Niederlage
Lee Jae Myung war bereits 2022 Kandidat bei der Präsidentschaftswahl. Damals unterlag er seinem Kontrahenten Yoon Suk Yeol mit nur 0,7 Prozentpunkten – dem knappsten Wahlergebnis in Südkoreas Geschichte.
Im vergangenen Jahr feierte Lee ein politisches Comeback, als seine Demokratische Partei bei den Parlamentswahlen einen klaren Sieg errang. Viele sehen darin ein Zeichen wachsender Unterstützung für seine politischen Ziele.
Politische Krise nach Amtsenthebung von Yoon Suk Yeol
Die diesjährige Präsidentschaftswahl findet in einem angespannten politischen Klima statt. Im Dezember 2024 hatte der damalige Präsident Yoon das Kriegsrecht verhängt, was zu massiven Protesten führte. Das Parlament entzog ihm daraufhin das Amt. Der Ex-Präsident steht inzwischen wegen des Verdachts auf Aufruhr vor Gericht.
Diese dramatischen Ereignisse haben das Vertrauen vieler Bürger in die politische Führung erschüttert. Lee versucht nun, als Gegenentwurf zu Yoon aufzutreten – mit dem Versprechen auf Reformen, Stabilität und Bürgernähe.
Justizverfahren gegen Lee sorgen für Unsicherheit
Auch Lee selbst sieht sich juristischen Herausforderungen gegenüber. Im März wurde zwar ein Urteil wegen mutmaßlicher Wahlrechtsverstöße aufgehoben, doch die Staatsanwaltschaft legte Berufung beim Obersten Gerichtshof ein.
Darüber hinaus laufen mehrere Verfahren wegen mutmaßlicher Korruption und Bestechung. Noch ist unklar, ob sich diese Ermittlungen auf seinen Wahlkampf auswirken werden. Lee betont jedoch seine Unschuld und sieht sich als Opfer politisch motivierter Anschuldigungen.
Mit seiner erneuten Kandidatur stellt sich Lee Jae Myung als Hoffnungsträger für ein gerechteres und innovativeres Südkorea dar. Seine Chancen auf einen Wahlsieg sind intakt – doch der Wahlkampf dürfte von juristischen Auseinandersetzungen und politischer Unsicherheit geprägt sein.