Apple steckt in einem wirtschaftlichen Dilemma: Während das Unternehmen seine iPhones in China fertigen lässt, verschärfen sich die politischen Spannungen zwischen den USA und China. Neue Zölle und Exportbeschränkungen bringen Apple in eine schwierige Lage. Trotz vereinzelter Ausnahmen für Elektronikprodukte stehen die globalen Lieferketten unter Druck. Die Frage, wie verwundbar Apple tatsächlich ist, rückt immer stärker in den Fokus.
Apples globale Lieferkette gerät unter Druck
Obwohl Apple seine Produkte in Kalifornien entwirft, stammen viele Komponenten und die gesamte Fertigung aus China. Neun von zehn iPhones werden laut Schätzungen dort produziert. Bauteile wie Displays, Akkus und Chips kommen fast vollständig aus chinesischen Fabriken. Von dort aus gehen die Geräte in die USA – Apples wichtigstem Absatzmarkt.
Präsident Trump hatte zuletzt überraschend Smartphones und Computer von neuen Zöllen ausgenommen. Doch nur kurze Zeit später kündigte er neue Handelsmaßnahmen an. Auf seiner Plattform Truth Social erklärte er, dass künftig niemand mehr verschont bleibe. Die US-Regierung will nun die gesamte Elektronikkette prüfen – von Halbleitern bis hin zu Fertigungsprozessen.
Chinas wirtschaftlicher Aufstieg durch Apple
China profitierte stark von der Zusammenarbeit mit Apple. Schon in den 1990er-Jahren wurden Apple-Produkte über Drittanbieter nach China verkauft. 1997, in einer wirtschaftlich schwierigen Phase, eröffnete China dem Unternehmen neue Chancen. Ab 2001 produzierte Apple offiziell über ein Unternehmen in Shanghai, wenig später folgte die Kooperation mit Foxconn.
Foxconn baute in Zhengzhou die weltgrößte iPhone-Fabrik, auch bekannt als „iPhone City“. Apple half gezielt chinesischen Zulieferern beim technologischen Aufstieg. Das Unternehmen Beijing Jingdiao entwickelte sich unter Apples Einfluss vom Acryl-Schneider zum Hightech-Betrieb für Glasverarbeitung.
Heute unterhalten rund 150 von Apples 187 wichtigsten Zulieferern Produktionsstätten in China (Stand 2024, laut Nikkei Asia). CEO Tim Cook betonte kürzlich: „Keine Lieferkette ist für uns wichtiger als die in China.“
Trump will Apple zur Rückkehr in die USA bewegen
Während Apple früher von Zollerleichterungen profitierte, dient das Unternehmen nun als Beispiel für wirtschaftliche Abhängigkeit. Handelsminister Howard Lutnick erklärte kürzlich, Millionen Amerikaner würden bald iPhones zusammenbauen. Auch Pressesprecherin Karoline Leavitt betonte, dass die USA unabhängiger von China werden müssten – insbesondere bei Schlüsseltechnologien wie Smartphones und Chips.
Experten zweifeln jedoch an der Umsetzbarkeit dieser Pläne. Eli Friedman, ehemaliger Apple-Berater, nennt eine Rückverlagerung der Produktion in die USA „reine Fantasie“. Bereits 2013 diskutierte Apple Alternativen, doch die USA waren nie ernsthaft eine Option. Erst die Pandemie brachte Bewegung in die Standortstrategie – mit Vietnam und Indien als neue Fertigungsländer.
Ein Rückzug aus China birgt Risiken
China bleibt für Apple unverzichtbar. Die dortige Infrastruktur, Fachkräfte und Verfügbarkeit seltener Erden machen das Land schwer ersetzbar. Ein plötzlicher Rückzug würde Chinas Wirtschaft hart treffen, aber auch Apple schwer belasten. China reagierte bereits mit Gegenzöllen und Exportbeschränkungen für seltene Erden – Rohstoffe, die Apple dringend braucht.
Selbst alternative Standorte wie Vietnam geraten unter Druck. Die USA planten Zölle von 46 Prozent auf Produkte aus Vietnam, wo Apple unter anderem AirPods fertigen lässt. Zwar wurde eine Frist von 90 Tagen eingeräumt, doch die Drohkulisse bleibt bestehen. Wie Experte Friedman erklärt: „Alle möglichen neuen Standorte liegen in Asien – und alle stehen unter Beobachtung.“