Die Zahl der Asylanträge in Österreich ist in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 deutlich gesunken. Laut aktueller Asylstatistik des Innenministeriums gab es zwischen Januar und April insgesamt 6.056 Asylanträge. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von 35 Prozent. Damals waren im selben Zeitraum noch 9.259 Anträge gestellt worden. Der Trend zeigt, dass die Dynamik bei neuen Flüchtlingen derzeit abnimmt.
Ein auffälliges Merkmal der Statistik ist der starke Rückgang an Erstanträgen. Das heißt: Viele der Antragsteller leben bereits seit längerer Zeit in Österreich oder wurden hier geboren. So lag etwa die Zahl der neuen Asylanträge von syrischen Staatsangehörigen im April bei nur 103 von insgesamt 329 Fällen. Der Großteil dieser Ansuchen betrifft Kinder, die in Österreich geboren wurden. Ähnliche Zahlen zeigen sich bei Antragstellern aus Afghanistan. Von 512 Anträgen im April waren nur 117 neu. Der Rest entfiel auf Folgeanträge oder Kinder, die hierzulande zur Welt kamen.
Ein Grund für diese Entwicklung liegt in einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Demnach müssen für afghanische Frauen keine individuellen Verfahren mehr durchgeführt werden, wenn bereits Schutz gewährt wurde. Das führt dazu, dass viele Frauen mit subsidiärem Schutzstatus dennoch einen Antrag auf Asyl stellen – in der Hoffnung, einen umfassenderen Schutztitel zu erhalten.
Ein weiterer Faktor ist der geringe Familiennachzug. Trotz Diskussionen über einen vorübergehenden Stopp zeigt die Statistik für April nur 138 Einreisen im Rahmen des Familiennachzugs. Experten gehen daher nicht davon aus, dass diese Regelung die Zahlen kurzfristig stark beeinflussen wird.
Auch im europäischen Vergleich ist ein Rückgang der Asylanträge zu verzeichnen. Laut EU-Daten ist die Zahl der Asylansuchen im Jahr 2025 bislang um 22 Prozent gesunken. Ein Anstieg wurde lediglich in fünf Ländern beobachtet: Polen, Kroatien, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Österreich liegt bei der Zahl der Anträge pro Kopf nun auf Platz zehn innerhalb der EU. Das zeigt: Österreich ist nicht mehr überdurchschnittlich stark betroffen.
Die Struktur der Asylsuchenden hat sich ebenfalls gewandelt. Mehr als die Hälfte aller Antragsteller ist unter 18 Jahre alt. Rund ein Drittel fällt sogar in die Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen. Nur etwa 20 Prozent sind 35 Jahre oder älter. Bemerkenswert ist auch die ausgewogenere Geschlechterverteilung. Während in früheren Jahren Männer stark überwogen, machten im April 2025 Frauen bereits 45 Prozent der Anträge aus.
Die Zahl der gewährten Schutzmaßnahmen zeigt ebenfalls Bewegung. In rund 4.000 Fällen wurde im laufenden Jahr bereits ein Schutzstatus vergeben. Davon erhielten 2.972 Personen Asyl. Weitere 621 Menschen erhielten subsidiären Schutz, der Rest entfiel auf humanitäre Aufenthaltstitel.
Die Zahl der Menschen in der Grundversorgung hat sich zuletzt ebenfalls verändert. Im Vergleich zum März ist die Zahl der betreuten Personen um mehr als 2.000 gesunken. Aktuell befinden sich rund 63.000 Menschen in der Grundversorgung. Auffällig: 55 Prozent dieser Personen sind Kriegsvertriebene aus der Ukraine. Diese Zahl verdeutlicht, dass die Ukraine weiterhin eine zentrale Rolle bei den Fluchtbewegungen nach Österreich spielt.
Zusammengefasst zeigen die aktuellen Zahlen einen klaren Trend: Weniger neue Asylanträge, mehr Folgeanträge und eine veränderte demografische Zusammensetzung unter den Schutzsuchenden. Auch im europäischen Kontext zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Österreich scheint somit in einer Phase stabiler Asylzahlen angekommen zu sein, mit einem deutlich stärkeren Fokus auf bereits im Land lebende Familien und Kinder.