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Ernährungsexperten in Österreich fordern Schulfach für gesunde Ernährung

by Andrew Rogers
Ernährungsexperten in Österreich fordern Schulfach für gesunde Ernährung

Die Spitzen der österreichischen Lebensmittelindustrie fordern eine grundlegende Reform im Bildungssystem. Bereits im Kindergarten soll eine umfassende Ernährungsbildung beginnen. Ziel ist es, das Bewusstsein für gesunde Ernährung frühzeitig zu fördern und ernährungsbedingte Krankheiten langfristig zu vermeiden.

Am Wochenende betonten führende Vertreter der Branche, dass bisherige Maßnahmen wie eine Zuckersteuer kaum Wirkung zeigen. Stattdessen brauche es Bildung und Aufklärung, um nachhaltige Veränderungen im Essverhalten zu erreichen.

Kritik an der Zuckersteuer: Warum Aufklärung wichtiger ist

Die Zuckersteuer sei laut den Experten der falsche Weg. „Zuckersteuer bewirkt nichts“, sagte ein Sprecher der Interessensgemeinschaft der Lebensmittelindustrie (IGL) gegenüber der Presse. Statt finanzieller Belastungen für Konsumenten sollten Kinder und Jugendliche lernen, welche Lebensmittel gesund sind und welche nicht.

Ernährungsbildung müsse verpflichtend in Schulen verankert werden. Nach Ansicht der Industrie soll dies nicht erst in späteren Schuljahren passieren, sondern schon im Kindergarten beginnen. Nur so könne Österreich der steigenden Zahl an Übergewichtigen und Diabetikern entgegenwirken.

Unterstützung für EU-Mercosur-Abkommen: Lob und Kritik

Neben dem Thema Ernährungsbildung äußerten sich die Vertreter auch zum geplanten EU-Freihandelspakt mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay). Die österreichische Lebensmittelindustrie unterstützt das Abkommen ausdrücklich.

„Mercosur bietet neue Chancen für den Export unserer hochwertigen Produkte“, erklärte ein Sprecher der IGL. Kritische Stimmen aus der Landwirtschaft, die negative Auswirkungen auf heimische Bauern befürchten, werden von der Industrie zurückgewiesen. Man sehe im Abkommen vielmehr eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf globalen Märkten zu stärken.

Lebensmittelindustrie setzt auf Aufklärung statt Verbote

Die Forderung nach mehr Aufklärung statt neuer Verbote wird von mehreren Experten geteilt. Studien zeigen, dass reine Verbote oder Steuern selten langfristige Änderungen im Konsumverhalten bewirken. Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission setzen 68 Prozent der Bevölkerung auf persönliche Entscheidungen beim Thema Ernährung.

„Nur wer versteht, was gesunde Ernährung bedeutet, kann dauerhaft sein Verhalten ändern“, betonte die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anna Reiter in einem Interview mit der Tiroler Zeitung (tirolerzeitung.at). Daher sei Bildung der Schlüssel im Kampf gegen Übergewicht und damit verbundene Krankheiten.

Warum der Bildungsansatz so wichtig ist

Eine frühe Ernährungsbildung soll nicht nur aufklären, sondern auch praktische Fähigkeiten vermitteln. Dazu gehören Kochen, Lebensmittelkunde und die Bewertung von Nährwertangaben. Besonders wichtig ist den Experten die Einbeziehung der Eltern.

„Eltern spielen eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Essgewohnheiten“, sagte Dr. Reiter. Deshalb sollten auch Programme für Eltern in Kindergärten und Schulen angeboten werden.

Forderungen an die Politik

Die Industrie ruft die Regierung auf, rasch Maßnahmen zu ergreifen. Konkret fordert sie:

  • Einführung eines Pflichtfachs „Ernährungsbildung“ in allen Schulen

  • Schulungen für Kindergarten- und Volksschulpädagogen

  • Öffentliche Kampagnen zur Förderung gesunder Ernährung

  • Verzicht auf neue Steuern oder Verbote, die Konsumenten zusätzlich belasten

Die Diskussion über die beste Strategie für eine gesündere Gesellschaft dürfte damit an Fahrt gewinnen. Gerade jetzt, wo Gesundheitskosten steigen und immer mehr junge Menschen an Übergewicht leiden, sehen Experten dringenden Handlungsbedarf.

Die österreichische Lebensmittelindustrie setzt auf Bildung statt auf Strafen. Ernährungswissen soll schon im Kindergarten beginnen, damit Kinder bewusste Essgewohnheiten entwickeln. Gleichzeitig unterstützt die Branche das EU-Mercosur-Abkommen und erteilt neuen Steuern eine Absage.

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