Seit Mittwoch ist der offene Sarg von Papst Franziskus im Petersdom für Pilger geöffnet. Besucher aus aller Welt haben die Möglichkeit, sich von dem verstorbenen Papst zu verabschieden. Doch statt in Andacht nehmen viele Pilger Abschied – sie suchen nach dem perfekten Selfie für ihre sozialen Medien.
Wettlauf um das perfekte Foto
„Non Stop! Non Stop!“, ruft ein Sicherheitsbeamter laut. Der Befehl ist klar: Weitergehen, aber schnell. Wer glaubt, vor dem Sarg des Papstes in Ruhe Abschied nehmen zu können, irrt. Pilger werden in kurzer Zeit abgefertigt.
Für viele bleibt nur ein flüchtiger Blick auf den Papst. Der Moment ist hektisch. Wer niederknien oder beten möchte, hat kaum Zeit. Der eigentliche Moment des Abschieds wird dabei überschattet.
Selbstinszenierung statt Andacht
Der Besuch des Petersdoms, der normalerweise ein Ort der Stille und Andacht ist, hat sich verändert. Statt Gebet und Besinnung geht es vielen Pilgern um das perfekte Foto. Der Wunsch, den Moment festzuhalten und mit der Welt zu teilen, steht im Vordergrund.
„Es ist schade, dass dieser wichtige Moment der Trauer von der Jagd nach dem perfekten Bild abgelenkt wird“, sagt ein Besucher. Der wahre Geist der Andacht geht dabei verloren.
Kritik an der schnellen Abfertigung
Die schnelle Abfertigung und der Fokus auf Selfies werfen Fragen auf. Der Abschied von einem bedeutenden religiösen Führer sollte mehr sein als eine schnelle Foto-Session. Kritiker fordern mehr Raum für Gebet und Besinnung.
„Wir sollten uns die Zeit nehmen, diesen Moment wirklich zu erleben“, sagt ein Kirchenbesucher. „Es geht nicht nur um das Bild, sondern auch um die spirituelle Verbindung.“
Papst Franziskus und sein Vermächtnis
Papst Franziskus prägte viele mit seiner Botschaft von Mitgefühl und Nähe. Sein Tod markiert das Ende einer Ära. Der Abschied sollte eine Zeit des Gebets und der Erinnerung sein – nicht der schnellen Fotografie.
Der schnelle Abschied und das Streben nach einem Selfie lenken von der wahren Bedeutung des Moments ab. Der Papst hätte sich sicher gewünscht, dass der Abschied mehr Raum für Besinnung bietet. In der heutigen, schnellen Welt bleibt die Frage: Kann der wahre Geist des Glaubens noch gewahrt bleiben?