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Gabun wählt nach Militärputsch neues Staatsoberhaupt

by Andrew Rogers
Gabun wählt nach Militärputsch neues Staatsoberhaupt

Mehr als ein Jahr nach dem Militärputsch im August 2023 wählen die Bürger Gabuns erstmals wieder ein Staatsoberhaupt. Die Wahl markiert den Übergang des westafrikanischen Landes von einer Militärregierung zurück zu einer zivilen Führung. Übergangspräsident General Brice Oligui Nguema, der den unblutigen Staatsstreich gegen den ehemaligen Präsidenten Ali Bongo Ondimba anführte, wird als Favorit gehandelt.

Politische Landschaft nach dem Putsch

Gabun, ein rohstoffreiches Land am Äquator, das vor dem Putsch von der Familie Bongo regiert wurde, steht nach mehr als fünf Jahrzehnten autoritärer Herrschaft vor einer politischen Wende. Der ehemalige Präsident Ali Bongo wurde im August 2023 nach einem Militärputsch gestürzt, der von General Brice Oligui Nguema angeführt wurde. Dieser unblutige Staatsstreich brachte die langjährige Herrschaft der Bongo-Familie, die Gabun seit 1967 führte, zu einem Ende.

Die Kandidaten der Wahl

Die heutige Wahl wird als entscheidend für die Zukunft Gabuns angesehen. Nguema, der nun als Übergangspräsident fungiert, gilt als Favorit für das Amt des Staatsoberhaupts. Er wurde von seinen Unterstützern als Befreier von einer als kleptokratisch wahrgenommenen Regierung gefeiert. Der wichtigste Herausforderer ist Alain Claude Bilie-By-Nze, ein ehemaliger Premierminister, der mit einer breiten politischen Erfahrung aufwartet. Insgesamt treten acht Kandidaten, darunter sieben Männer und eine Frau, zur Wahl an.

Soziale und wirtschaftliche Herausforderungen

Trotz des großen Rohstoffreichtums lebt ein Großteil der Bevölkerung in Armut. Die hohe Arbeitslosigkeit, besonders unter jungen Menschen, bleibt eines der drängendsten Probleme. Laut der Weltbank sind fast 40 Prozent der jungen Menschen in Gabun arbeitslos. Die Forderung nach einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen und wirtschaftlicher Chancen war ein wichtiger Faktor bei der Unterstützung des Putsches durch viele Gabuner.

Verfassungsänderungen und politische Unsicherheit

Die neue Verfassung Gabuns sieht eine Amtszeit von sieben Jahren für den Präsidenten vor, die einmal verlängert werden kann. Kritiker werfen General Nguema vor, die Verfassung so zu nutzen, dass er an der Macht bleibt. Die politische Unsicherheit könnte die zukünftige Stabilität des Landes beeinflussen. Wahlbeobachter der EU werden die Wahl überwachen, um sicherzustellen, dass die Wahlen transparent und fair verlaufen.

Der afrikanische Kontext

Gabun ist nicht das einzige Land in Afrika, das nach einem Militärputsch eine Wahl abhält. Seit 2020 gab es in mehreren west- und zentralafrikanischen Ländern, darunter Mali, Burkina Faso und der Niger, verfassungswidrige Machtübernahmen durch das Militär. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Stabilität in der Region auf und könnten Einfluss auf Gabun haben, dessen politische Zukunft mit Spannung verfolgt wird.

Die Wahl in Gabun stellt einen Wendepunkt in der politischen Geschichte des Landes dar. Während viele Gabuner den Putsch als Befreiung von der Bongo-Dynastie feierten, bleibt abzuwarten, ob General Nguema die Erwartungen der Bevölkerung erfüllen kann und das Land in eine stabilere, demokratischere Zukunft führt. In den kommenden Tagen werden die Ergebnisse der Wahl erwartet, die einen entscheidenden Einfluss auf die politische Ausrichtung des Landes haben werden.

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