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Innsbrucker Urologie-Notfallambulanz kürzt Betrieb wegen Personalmangel

by Andrew Rogers
Innsbrucker Urologie-Notfallambulanz kürzt Betrieb wegen Personalmangel

Die Tirol Kliniken schränken ab Dienstag den 24-Stunden-Betrieb der urologischen Notfall-Ambulanz an der Klinik Innsbruck ein. Grund dafür sei laut Klinikleitung vor allem der akute Personalmangel. Der Zentralbetriebsrat vermutet jedoch zusätzlich einen strikten Sparkurs hinter der Entscheidung. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: Längere Wartezeiten und weniger Versorgung rund um die Uhr.

Warum die Notfall-Ambulanz jetzt kürzer offen hat

Wie die Tirol Kliniken mitteilten, wird der durchgehende Betrieb der urologischen Notfall-Ambulanz nicht mehr aufrechterhalten. Stattdessen soll es künftig eine zeitlich eingeschränkte Versorgung geben. Die genauen Zeiten wurden bislang noch nicht öffentlich kommuniziert, sollen jedoch in den kommenden Tagen folgen.

Die Klinik begründet diesen Schritt mit einer angespannten Personalsituation. Demnach seien offene Stellen derzeit schwer zu besetzen – trotz wiederholter Ausschreibungen. Besonders im Fachbereich Urologie fehle es an qualifizierten Kräften, die bereit sind, den belastenden 24-Stunden-Dienst zu übernehmen.

Kritik vom Zentralbetriebsrat: Sparmaßnahmen als eigentlicher Grund?

Der Zentralbetriebsrat zeigt sich über die Einschränkung besorgt. Sprecher Michael Huber erklärte:
„Natürlich ist der Personalmangel real. Aber wir sehen auch eine strategische Entscheidung, Ressourcen einzusparen.“
Huber warnt davor, dass die Kürzung der Notfallzeiten zu einer „kalten Reduktion“ der medizinischen Versorgung führen könne.

Die Gewerkschaft vida unterstützt diese Sichtweise. Man müsse aufpassen, dass Einsparungen nicht auf Kosten der Patientensicherheit gehen, heißt es.

Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten

Für Menschen mit urologischen Notfällen bedeutet diese Änderung: Wer nachts oder am Wochenende Hilfe braucht, könnte künftig auf andere Kliniken ausweichen müssen oder längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Besonders betroffen seien laut Ärztekammer ältere Männer mit Harnverhalt, Patientinnen mit Nierenkoliken oder Menschen mit akuten Infektionen. Auch Krebspatienten, die dringend behandelt werden müssen, könnten durch eingeschränkte Öffnungszeiten zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sein.

Personalmangel: Ein Problem in ganz Österreich

Der Mangel an medizinischem Personal ist kein Tiroler Einzelfall. Österreichweit kämpfen Spitäler mit ähnlichen Herausforderungen. Laut einer aktuellen Umfrage der Österreichischen Ärztekammer sind 73 Prozent der Klinikstandorte im Land unterbesetzt. Besonders betroffen seien Notaufnahmen und spezialisierte Ambulanzen.

Die Ursachen sind vielfältig: steigende Arbeitsbelastung, unattraktive Arbeitszeiten und zu wenig Nachwuchs in der Facharztausbildung. Viele Jungärzte weichen zudem ins benachbarte Ausland aus, wo bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter winken.

Was jetzt passieren muss

Der Zentralbetriebsrat fordert eine rasche Lösung. „Wir brauchen klare Investitionen in Personal und Infrastruktur – keine weiteren Kürzungen“, so Huber. Auch die Tiroler Ärztekammer fordert ein Umdenken. Der Notbetrieb dürfe nicht zum neuen Normalzustand werden.

Gesundheitslandesrätin Magdalena Pfurtscheller (ÖVP) kündigte an, das Thema im nächsten Landtagsausschuss aufzugreifen. „Die medizinische Versorgung der Tiroler Bevölkerung hat oberste Priorität“, sagte sie am Montag gegenüber der Tiroler Zeitung.

Versorgung sichern, Vertrauen stärken

Die Einschränkung der urologischen Notfall-Ambulanz in Innsbruck ist ein deutliches Warnsignal. Wenn zentrale medizinische Einrichtungen wegen Personalengpässen nicht mehr durchgehend arbeiten können, gerät das Gesundheitssystem unter Druck.

Eine nachhaltige Lösung braucht mehr Personal, faire Arbeitsbedingungen und politische Bereitschaft zur Investition. Nur so lässt sich das Vertrauen der Bevölkerung in eine stabile und verlässliche Gesundheitsversorgung sichern.

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