Im Fall des vor fast zwei Jahren verschwundenen zweijährigen Émile aus Frankreich gibt es nun eine überraschende Wendung. Der Junge war während eines Besuchs bei seinen Großeltern in Haut-Vernet verschwunden. Später wurde der Schädel und einige Zähne des Kindes von einer Spaziergängerin gefunden. Nun wurden die Großeltern sowie ein Onkel und eine Tante des Jungen wegen Mordverdachts verhört.
Ermittlungen und Festnahmen
Am Dienstag kam es zur Festnahme eines 59-jährigen Mannes, seiner Ehefrau und zwei ihrer Kinder. Doch nach den Verhören wurden alle vier Personen wieder freigelassen. Sie mussten sich unter anderem zu den Aussagen des Großvaters äußern, deren Genauigkeit nun überprüft wird. Die Ermittler beschlagnahmten zudem ein Auto und einen Pferdewagen, der den Großeltern gehörte. Eine formelle Anklage wurde jedoch bislang nicht erhoben.
Verbindungen zu Missbrauchsvorwürfen
Laut der französischen Zeitung Libération war der Großvater in seiner Jugend Mitglied der strengen, erzkatholischen Gemeinschaft Riaumont, gegen die zahlreiche Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden. Im Jahr 2013 wurde er als Zeuge in einem Fall befragt, der eine mutmaßliche Vergewaltigung eines Internatsschülers betraf. Während seiner Aussage gab er zu, dass Ohrfeigen und Fußtritte „übliche Praxis“ gewesen seien und dass er „harte Strafen“ angewendet habe. Auch wurde er damals verdächtigt, selbst Minderjährige missbraucht zu haben, jedoch gab es nie eine Verurteilung.
Wiederaufnahme der Ermittlungen
Der Fall von Émile hat in Frankreich große öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Der zweijährige Junge war im Juli 2023 aus dem Haus seiner Großeltern verschwunden. Die Familie berichtete, dass sie den Jungen plötzlich aus den Augen verloren hatte. Trotz einer groß angelegten Suchaktion mit Dutzenden von Sicherheitskräften, Hunden, einem Hubschrauber und Drohnen konnte der Junge nicht gefunden werden. Ein Unfall wurde zunächst nicht ausgeschlossen.
Erst nach acht Monaten fand eine Spaziergängerin den Schädel und einige Zähne des Kindes etwa zwei Kilometer vom Haus der Großeltern entfernt. In der Folge suchten die Ermittler die Umgebung erneut ab und entdeckten weitere Kleidung des Kindes sowie ein weiteres Knochenteil.
Unklare Todesursache
Die genaue Todesursache von Émile bleibt weiterhin unklar. Die Ermittlungen wurden nun wieder aufgenommen. Staatsanwalt Jean-Luc Blachon erklärte vor einigen Monaten, dass sowohl ein Sturz des Kindes, als auch fahrlässige Tötung oder Mord als mögliche Ursachen des Todes in Frage kommen. Die Ermittler konnten bislang keine dieser Thesen als wahrscheinlicher einstufen. Neue Informationen zu dem Fall sollen am Donnerstag bekannt gegeben werden.